Perfekte Katzen mit garantierten Eigenschaften gibt es nicht in Tierheimen. Nicht auf Pflegestellen und vermutlich auch nicht beim Züchter. Nirgendwo. Bei der Geburt unserer Kinder haben wir ja auch nur Vorstellungen und ziehen dann echte Wundertüten groß.
Ich habe bis auf das erste Geschwisterpaar vor 30 Jahren immer Gebrauchtkatzen gehabt. Und alle Katzen immer zu zweit gehalten. Egal, ob die Babys damals oder die erwachsenen Katzen heute. Und jedes Tier hat eine eigene Persönlichkeit, die zu achten ist.
Jetzt haben wir also die dreijährige Elli. Aus einem Messie-Haushalt mit ca. 40 Katzen. Eine neue Wundertüte. Die nicht unter dem Regal blieb, sondern schon am zweiten Tag mal guckte, was wir so machen. Und auf den Kater Newton getroffen ist. Anbrummen und Aufpumpen beider Katzen auf dreifache Größe. Und dann – Entspannung. Weil Elli durch das Zusammenleben mit vielen Katzen offenbar optimal sozialisiert ist – für den Umgang mit anderen Katzen.
Unser Kater steigt seitdem auf den (verbotenen) Esstisch, den (verbotenen) Küchenblock, schaltet mit dem Hintern den Induktionsherd an. Elli als freundliche, lernbegierige Begleiterin tut es ihm nach.
Elli ist jetzt eine Woche bei uns und es gab jeden Tag neue Fortschritte. Vom Wohnsitz unter dem Regal hin zum Küchenstuhl und gaaaanz langsam vor die Couch und später obendrauf. Wir haben sie in dieser Zeit nicht angefasst, auch wenn es furchtbar schwerfiel.
Sie bestimmt das Tempo und den Punkt, bis zu dem sie gehen kann und will. Es wäre schön, noch so eine Kuschelkatze wie unseren Kater zu haben, das ist aber nicht Bedingung.
Und als wir uns das gestern nochmal gegenseitig sagten, strich sie meinem Sohn plötzlich um die Beine und er durfte sie streicheln. Wir waren total platt. Und jetzt darf man sich häufiger mit der Hand vorsichtig nähern, ohne dass sie wegläuft. Eine tolle Entwicklung für eine Woche.
Und genau das macht Spaß. Ein Tier, das offensichtlich noch nie engen Kontakt mit Menschen gehabt hat, vertraut plötzlich … vorsichtig. Einfach fantastisch. Und dafür sollte man sich ganz viel Zeit nehmen. Manchmal dauert es Wochen und Monate.
Klar gibt es auch Rückschläge und Probleme oder kuriose Angewohnheiten, die erstmal nerven oder einfach fies sind – wenn wieder irgendetwas vollgepinkelt wird zum Beispiel. Aber das geht vorbei. Elli schreit z. B. in einer grässlichen Tonlage, sobald sie Fressen irgendwo ahnt. Wir werden das aushalten, ich hoffe dann nur immer, unsere Nachbarn denken nicht, dass wir bei uns jetzt Schweine schlachten.
Elli ist übrigens handwerklich sehr begabt. Sie hat heute mit mir den neuen Kratzbaum zusammengebaut, sie ist ein sehr talentiertes Geschöpf!
Danke, dass wir diese tolle Katze mitnehmen durften,
Elke und Rasmus A.