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Hallo, liebe Tierheim-Crew,

morgen sind es neun Wochen, die Gisa nun bei uns ist. Eine Zeit, in der Gisa viel über uns und das Zusammenleben mit uns, wir aber auch sehr viel über Gisa gelernt haben.

Sie war von Beginn an bereit, sich auf uns einzulassen. Eine - wie wir vermuten - sehr mutige Entscheidung.
Denn Gisa war wohl in ihrer Jugend ziemlich auf sich allein gestellt. Der Begriff \"Jäger und Sammler\" beschreibt es vortrefflich:

Sie hat einen sehr ausgeprägten Jagdtrieb, ist beim Abspringen eines Vogels kaum zu halten.
Ebenso sucht sie auf Spaziergängen unentwegt nach Fressbarem, ob in Mülltonnen oder am Wegesrand. Letzteres legt sich mit der Erfahrung, regelmäßig Futter serviert zu bekommen, langsam aber sicher von selbst.

Die wenigen Erfahrungen, die Gisa mit Menschen gemacht hat, waren scheinbar nicht die Besten:
Sie reagiert teilweise noch heute ängstlich-agressiv auf hochgewachsene dunkelhaarige Männer.

Da ich selbst auch zu dieser Zielgruppe gehöre, konnte ich folgendes Verhalten
bemerken:

Gisa liegt relativ entspannt neben mir auf dem Sofa und ist gerade dabei, friedlich einzudösen. Mit geschlossenen Augen wird sie plötzlich unruhig, schreckt hoch, schnappt nach meinem Arm und sieht mich mit ängstlichen Augen an.
Keine Sekunde später erkennt sie mich und beginnt sofort mit Beschwichtigung.

Ich war ihr natürlich nicht böse, konnte mir denken, was los war und habe sie beruhigt. Mit der Zeit kamen diese Flashbacks immer seltener vor und passieren nun garnicht mehr.

Als Iris, meine Frau, ein Bandmaß zur Hand nahm, um ihre Schulterhöhe zu messen (Gisa zählt nämlich rechtlich zu den \"Großen\"...), kniff sie die Rute ein und war völlig paralysiert. Der Verdacht liegt also nahe, dass sie in ihrem früheren Leben Mißhandlung erfahren hat.

Auch die Narben, mit denen ihr gesamter Körper übersäht ist, stammen vermutlich nicht alle von einem Unfall.

Nichtsdestotrotz haben wir uns auf die Fahne geschrieben, sie das alles vergessen zu machen, und scheinbar sind wir damit erfolgreich.
Unsere Gisa ist mittlerweile zuhause angekommen und hat begriffen, dass ihr hier niemand etwas Böses will. Sie hat ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelt, dem wir teilweise ein wenig Einhalt gebieten müssen...

Sie ist sehr neugierig und gelehrig, weiß genau, was man von ihr will, ist nur manchmal zu abgelenkt, es umzusetzen. Es macht ihr Freude, spielerisch Neues zu lernen und man meint, sie freue sich genau so, wenn sie es begriffen hat.
So endet jede Trainingseinheit mit einer kleinen Apportier-Runde, damit sie ein Erfolgserlebnis hatte, selbst wenn es nicht so geklappt hat.

Ab Mitte Januar werden wir mit ihr die Hundeschule am Königsforst besuchen, um mit Gisa zusammen das kleine Hunde-Einmaleins zu vertiefen.

Gisa sucht ständig die Nähe von mindestens einem von uns, am besten aber beide zusammen. Dann ist das Rudel komplett, und ihre kleine Hunde-Welt ist in Ordnung. Dann läßt sich auch mal ertragen, was man eigentlich nicht so gerne hat... z.B. Duschen!

Das ist nämlich zur Zeit einmal wöchentlich angesagt, seit der Tierarzt bei ihr eine Demodikose diagnostiziert und ihr wöchentlich eine Amitraz-Behandlung verordnet hat. Seitdem ist Sonntags Badetag. Welche Freude... :(

Dann steht sie in der Wanne, läßt es über sich ergehen, aber straft uns mit einem Gesichtsausdruck, der Bände spricht. Wir sind sicher, sie würde in diesem Moment gerne Amnesty International über diesen ungeheuerlichen Vorgang unterrichten.

Es ist aber nicht umsonst, die Therapie scheint anzuschlagen und die Demodex- Milben sind auf dem Rückzug.

So prächtig wie Gisa sich entwickelt, können wir nur von einem Traum-Hund sprechen.

An dieser Stelle möchten wir Ihnen für Ihr Engagement zum Wohle der Tiere danken; und natürlich auch dafür, dass Sie uns die Möglichkeit gegeben haben, diesem Seelchen von einem Hund nun ein schönes Leben gestalten zu können.
Gisa gibt alles, was man ihr Gutes tut, tausendfach zurück. Ein dankbareres und liebevolleres Geschöpf kann man sich nicht vorstellen.

Beste Grüße aus Frankenforst
Iris K. & Jörg P.mit Gisa