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Elvis – eine Odyssee ins Leben

Die Geschichte, die ich hier erzählen will, beginnt nicht mit “Es war einmal…“ und sie ist auch kein Märchen, sondern sie hat sich genau so zugetragen. Aber sie gibt auch die Hoffnung, dass es auch im wirklichen Leben manchmal ein Happy-End gibt.

Vor ca. fünf Jahren wurde in Ungarn in oder um Pecs ein Schäferhund geboren. Wir wollen diesen kleinen Schäferhund Elvis nennen. Wie es in Ungarn leider so üblich ist, wurde der kleine Elvis an eine Kette gelegt und sollte nun ein Wachhund sein.

Sicherlich gab er sein Bestes, wenn er da Tag und Nacht an seiner kurzen Kette lag und Wache hielt. Zu essen bekam er wenig und so hatte Elvis schon nach kurzer Zeit kaum noch Fett am Körper und seine Rippen zeichneten sich deutlich unter dem verfilzten Fell ab. Kaum konnte er sich noch wehren, weder gegen die Tritte und Schläge seiner Menschen, noch gegen die Angriffe anderer Hunde, die ihm dann auch noch sein bisschen Futter wegnahmen.

Irgendwann war Elvis dann ca. vier Jahre alt und wog nur 20 Kilo, hatte rassebedingt und durch das schlechte Futter und die unzureichende Bewegung mittlerweile eine mittelschwere HD bekommen und an manchen Tagen konnte er vor lauter Schmerzen kaum noch laufen. Seine Menschen wurden seiner überdrüssig. Wer braucht schon einen kranken Wachhund. Und deshalb jagten sie ihn einfach vom Hof. Doch bevor sie ihn vom Hof jagten schnitten sie ihm noch einen Teil seiner Rute ab, oder klemmten die Rute solange in einer Tür ein, bis ein Stück abgerissen war. Mit blutiger Rute und völlig unterernährt und entkräftet jagten sie Elvis dann vom Hof und in die Wälder.

Doch Elvis hatte “Glück“ und wurde von einem Hundefänger gefunden. Glück deshalb, weil es einer dieser Hundefänger war, der seine Hunde in ein Tierheim brachte und sie nicht einige Tage in Verschlägen hielt, bis er sie dann umbrachte.

Im Tierheim in Pecs wurde der völlig unterernährte, verfilzte und blutende Elvis aufgenommen. Er wurde untersucht, bekam zu essen und zu trinken und man versuchte, den größten Teil seiner Rute zu retten. Leider klappte dies nicht, weil die Rute einfach nicht verheilen wollte.

Zu dieser Zeit kamen Mitarbeiter aus dem Partnertierheim Köln-Dellbrück nach Pecs, um einige Hunde für den Transport nach Deutschland auszusuchen. Und Elvis hatte wirklich einmal Glück… er wurde aufgrund seines erbärmlichen Zustandes und seiner Verletzung ausgewählt, Ungarn zu verlassen und in Deutschland sein Glück zu versuchen.

In Deutschland angekommen stellten die Ärzte allerdings erstmal fest, dass noch ein weiterer Teil von Elvis’ Rute amputiert werden musste, damit überhaupt eine Aussicht auf Heilung bestand. So wurde Elvis erneut operiert und dieses Mal klappte die Operation und seine kurze Rute konnte verheilen.

Nun saß Elvis in seinem Zwinger im Tierheim und langsam nahm er ein kleines bisschen an Gewicht zu, aber leider wurde er auch immer trauriger, dass ihn anscheinend niemand haben wollte. Er bekam eine Zwingerneurose und versuchte ständig, sich die verheilte Rute wieder aufzubeißen. Um dieses zu verhindern, bekam er einen Plastikkragen umgeschnallt.

Die Menschen kamen ins Tierheim und viele sahen den traurigen, dünnen Schäferhund mit HD, einer halben Rute und seinem Plastikkragen und alle hatten ganz doll Mitleid mit der armen Kreatur, aber mitnehmen wollte ihn niemand.

Ungefähr zeitgleich begab es sich in einem anderen Ort, dass dort ein Paar mit einer Hündin lebte. Jeannie war der Name der Hündin, auch sie schon dreimal, unter fadenscheinigsten Gründen, im Tierheim abgeben und sie war sehr traurig, wenn sie tagsüber allein sein musste. Sie weinte und jaulte sehr viel und so begannen Herrchen und Frauchen zu überlegen, wie man ihr helfen könnte.

Frauchen las durch Zufall auf der Seite des Tierheims Köln-Dellbrück von dem Notfall Elvis und verlor sofort ihr Herz an die arme Kreatur. Und so fuhren die beiden eines Samstags nach Köln und lernten dort Elvis kennen. Sie versprachen wiederzukommen und beim zweiten Mal brachten sie auch Jeannie mit. Zu viert ging man im Wald spazieren und von Anfang an verstanden sich Jeannie und Elvis sehr gut.

Nach einem weiteren gemeinsamen Spaziergang entschlossen die beiden sich dann, Elvis aus dem Tierheim mit nach Hause zu nehmen, damit er dort leben sollte.

Elvis lebte sich schnell ein und Jeannie zeigte ihm alles, was notwendig war und ab und an zeigte sie ihm auch, wer der Chef im Hunderudel war. Doch von Anfang an waren die beiden wie Bruder und Schwester und sie teilten Decken, Spielzeug und Wassernapf. Außerdem sorgte Elvis dafür, dass Jeannie tagsüber nicht mehr weinen musste, weil die beiden nun zusammen waren und spielten und tobten, oder einfach schliefen.

Im Laufe der Zeit wurde bei Elvis auch noch Arthrose in den Gelenken der Vorderbeine und eine vergrößerte Herzhälfte festgestellt, so dass er bis an sein Lebensende Tabletten nehmen muss.

Natürlich musste Elvis auch viel im Bereich der Sozialkontakte und der Begegnungen mit anderen Hunden lernen, aber auch hierin bemühte er sich und sein Verhalten wurde immer besser.

Heute lebt Elvis mit Jeannie und Herrchen und Frauchen in einem Haus mit großem Garten zwischen Köln und Aachen. Seine gesundheitlichen Probleme sind unter Kontrolle und er flitzt mit seiner neuen “Schwester“ über die Felder, liebt seine Fußbälle und langes Baden in seinem Planschbecken. Seine neuen Menschen hat er sehr in sein großes Hundeherz geschlossen.

Und wir, seine Menschen? Wir sind immer wieder erstaunt, wie freundlich und gutmütig und offen er auf seine Umwelt reagiert, trotz all der schlechten Erfahrungen, die er machen musste. Wir sind jeden Tag dankbar, dass wir Elvis und Jeannie gefunden haben und wir geben sie nie wieder her, komme, was wolle. Und wir wissen genau, dass Elvis und Jeannie irgendwann, hoffentlich erst in ganz weiter Zukunft, an der Regenbogenbrücke auf uns warten werden, und wir werden kommen…