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Moinmoin liebes Tierheimteam und lieber Bernd Schinzel,

nun ist Molly schon über ein Jahr bei uns und es wird wirklich Zeit, dass wir uns mal wieder melden und von ihr und uns ein wenig erzählen. Ende Mai hatten wir sie ja zum ersten Mal in 'Tiere suchen ein Zuhause gesehen', dann recht bald Kontakt zu euch aufgenommen und Mitte Juni ging es dann ja schon für Molly nach Norddeutschland.
Von Anfang an war sie die perfekte Auto-Mitfahrerin. Sie steigt bereitwilligst ein und aus, mittlerweile beides über die Rampe, was doch besser für die Seniorengelenke ist, und fährt Strecken jeder Länge geduldigst mit. An Parkplätzen kann es schon mal sein, dass sie kurz mit Bellen anzeigt, dass das Auto eigentlich ihr gehört, aber nur kurz und mit Souveränität.
Und ebenfalls ist sie bereitwillig mit ins Haus gekommen, hat die Hausregeln sehr schnell gelernt und respektiert und sich sehr gut in den Tagesablauf eingefügt - rückblickend wirklich erstaunlich, wie unproblematisch alles war. In Haus und Garten selbst haben wir über ein Dreivierteljahr ziemliche Veränderungen in ihrem Verhalten bemerkt: Am Anfang ließ sie sich immer sehr gern in einigen wenigen, eher dunklen Ecken und vor allem auch in manchen Türen nieder - offene Flächen mied sie. In den Garten ging sie so gut wie gar nicht (außer man lockte sie), selbst wenn wir draußen saßen, blieb sie drinnen. Sie machte den Eindruck, als ob sie sehr viel schlafen würde, aber wir hatten den Eindruck, dass es doch eher ein beobachtendes Ruhen mit halb geschlossenen Augen war - gebellt wurde am Anfang eigentlich nie, höchstens mal bei einem Spaziergang mit Hundebegegnung.
Jetzt, ca. seit einem Vierteljahr, meinen wir, dass sie hier wirklich zu Hause angekommen ist und auch ihren Herdenschutzhunddienst aus eigenem Antrieb aufgenommen hat. Das heißt, sie liegt nun an vielen verschiedenen Stellen im Haus, auch gerne mitten im Raum mit Aussicht nach draußen und zuweilen wird auch das Geschehen draußen mit Bellen kommentiert - allerdings in nur kurzen und auch nicht zu häufigen Aktionen. Sie geht nun auch gerne in den Garten, kontrolliert diesen gründlich, versucht Eichhörnchen und Katzen aus ihrem Garten zu vertreiben (bei den Eichhörnchen ziemlich erfolglos) und zeigt auch sonst Präsenz mit souveränem tiefen 'Wuff'. Vor allem am Vorabend/Abend fordert sie schon fast den Ausgang in den Garten - ist aber jederzeit abrufbar und kommt auch gerne wieder herein. Wirklich ein Traum von einem Herdenschutzhund!
Zu Besuch darf zwar im Prinzip jeder kommen, aber eine Eingangskontrolle ist unbedingt wichtig und wird von ihr genauestens durchgeführt. Auch draußen lässt sie sich von jedem anfassen (dem wir es erlauben natürlich) und hat hier in der Umgebung auch einen großen Freundeskreis. Wobei der mehr aus 2- als aus 4-Beinern besteht. Denn gerade in Hausnähe ist sie mit Hunden ziemlich kritisch und Katzen hat sie sowieso 'zum Fressen gerne', was wahrscheinlich in ihrer Vergangenheit als Kettenhund geprägt wurde. Die Katzenjagd ist auch eine ihrer ganz großen Hobbies und da muss man beim Gassigehen auch immer aufmerksam sein, denn sie stöbert sie wirklich überall auf. Ganz besonders liebt sie es auch, gefühlte Ewigkeiten (für das andere Ende der Leine) an Hauseingängen/-einfahrten zu stehen und einfach nur hinein zu starren, in der Hoffnung, dass endlich eine Katze auftaucht. Harald zog schon in Erwägung, nur noch mit einem Schild loszuziehen mit der Aufschrift: "Nein, ich beschatte und stalke Sie nicht und plane auch keinen Einbruch - ich führe nur meinen Hund aus." - Dieses einfach-rumstehen-und-in-die-Landschaft-glotzen kommt aber auch sonst gern auf Spaziergängen mit ihr vor, sie hat eben ein sehr eigenes Tempo. Leider läuft sie auch nicht mehr sehr viel. Auch wenn sie jedes Gassigehen begeistert und mit Elan startet, ist der doch häufig recht schnell verflogen und sie will dann zügig wieder heim. So sind unsere Runden doch zunehmend kürzer, aber Madame wird eben nicht jünger.
Trotzdem hat sie eigentlich jeden Tag auch immer wieder lustige Minuten, meist beim Kraulen/Schmusen, wenn man aufhören will. Dann rollt sie sich schnell auf den Rücken und strampelt wie ein Riesenwelpe umher und man muss schon ein bisschen aufpassen, um sich rechtzeitig vor den Riesenpranken in Sicherheit zu bringen. Auch Futter und vor allem natürlich Leckerchen können große Begeisterung hervorrufen. Einmal mussten wir sehr lachen, als wir mit ihr an einem Hundeschul-Spaziergang teilnahmen, wo es um das Vorenthalten (Abwarten/Geduld) von Leckerchen ging. Derjenige mit den Leckerchen hatte nicht Mollys Geschmack getroffen und Molly schnüffelte daher nur lustlos kurz an der Hand und wandte sich wieder ab, was die Trainerin zu dem Kommentar veranlasste: "Schaut eher aus, wie 'rette mich vor dem Leckerchen'". Ich meinte, sie solle das Ganze noch mal mit unseren Würstchen testen und gab ein paar davon ab. Molly schoss wie ein grauer Blitz zu der Hand, stubste sie und schmiss sich davor strampelnd auf den Boden, so dass alle Teilnehmer in schallendes Lachen ausbrachen. Bis dahin dachte wohl jeder von ihr, dass sie nur ein alter, müder Hund sei, aber weit gefehlt!
Ich könnte noch ewig so weiterschreiben und mehr von daheim, Ausflügen und Reisen berichten, aber ihr müsst euch ja auch wieder um alle eure anderen Tiere kümmern. Aber eines möchte ich noch berichten, bei dem ihr offensichtlich eine Super-Vorarbeit geleistet habt. Damals im Beitrag hieß es ja, dass Molly ganz offensichtlich geschlagen worden war und sie sich auf den Boden warf und heulte, sobald man nur ein Stöckchen hob: Wir haben ganz am Anfang (so im ersten Monat) einige wenige Ereignisse gehabt, wo wir mal eine unbedachte oder zu schnelle Bewegung gemacht hatten und Molly sich etwas wegduckte oder auch mal kurz aufheulte (z.B. die Leine zu hoch gehalten o.ä.). Das waren aber nur extrem seltene Ereignisse und sie hörten ganz schnell auf. Heute können (und müssen auch) wir zu jeder Tages- und Nachtzeit über sie drübersteigen und jegliche Bewegungen unmittelbar vor ihrer Nase machen, ohne dass sie auch nur minimal zuckt - nicht einmal mit den Augen. Ich finde das immer noch unbegreiflich, dass sich diese Furcht vor Schlägen so extrem schnell abgebaut hat. Dies wäre garantiert nicht ohne euren Einsatz so möglich gewesen.
Überhaupt möchten wir einfach nur DANKE sagen, dass ihr Molly den weiten Weg aus Ungarn zu euch geholt habt und wir jetzt mit ihr so schöne Zeiten erleben dürfen. Anbei auch noch ein paar Fotos, die hoffentlich auch zeigen, was für ein toller, souveräner und auch humorvoller Hund Molly ist.
Herzliche Grüße
von Eva Schlomberg und Harald Hollingshaus mit Molly