Hallo Herr Schinzel,
als wir vor etlichen Wochen miteinander sprachen, sagte ich, das ich Ihnen neue Fotos von Sam schicken würde, sobald es
meiner Mutter gesundheitlich besser ginge. Das ist nun der Fall, und ich möchte mein Versprechen einlösen. Das ist nicht ganz
einfach gewesen, da die Mail mit Fotos einfach zu umfangreich war, so das sie dreigeteilt werden musste
Wie Sie vielleicht erkennen können, ist der gute Sam schwer gewachsen und ein ziemlich beeindruckender Brocken von ca. 70KG
geworden. Ihre Tipps von wegen 'weniger ist mehr', habe ich ganz gut umsetzen können, und er war äußerst verträglich geworden.
Einmal gab es jedoch noch Probleme, als seine große Freundin, die Frau von Herrn S., den Sie ja kennen und die bei mir den
Haushalt macht, auf Grund seiner Liebesbezeugungen nicht mehr arbeiten konnte. (In dieser Hinsicht glaube ich, das er etwas von
einem Italiener in sich hat, da er sie auch ganz ungeniert zärtlich in den Allerwertesten kneift.) Jedenfalls rief ich ihn ab, er wurde
eifersüchtig und meinte wohl, ich wolle mit ihm um seine Freundin konkurrieren, und auf einmal war Sam wieder ein Dämon, der
sich mit mir um die Dame schlagen wollte. Das Ganze eskalierte derart, das sich Frau Schwarz in ein Zimmer flüchtete und die Tür
abschloss. Als ich ihn beruhigen wollte, ging er nicht darauf ein, als ich ein Machtwort sprach, knurrte mich Sam so bösartig an, wie
ich ihn noch nie habe knurren hören, so das ich mir einen alten Spazier-stock griff für den Fall, das er mich anging. - Ja, die Liebe
und die Eifersucht... (Im Moment saugt ihm Frau Schwarz mit dem Staubsauger das Fell ab, er liegt auf dem Rücken und strahlt vor
Glück.) In dem Moment jedenfalls, als er nach vorn ging, (ob er wirklich angreifen wollte weis ich nicht, im Nachhinein glaube ich es
nicht mehr, dafür kennen wir uns einfach zu lange und zu gut,) stieß ich ihm ganz kurz den Stock vor die Nase, nicht brutal, aber so,
das er das schon merkte....... Und ab dem Moment war er der liebste Hund auf der Welt!!! Seit diesem Zeitpunkt ist er wie ausge-
wechselt. Nach knapp 5 Min. rief ich ihn, er kam ganz vorsichtig, und als er merkte, ihm passiert nichts Böses, war es gut. Er schläft
vor meinem Bett, jeden Morgen steht er vor mir und will von den Ohren bis zum Schwanz durchgekrault werden wie Lara. Man kann
schon durchaus sagen, er ist schmusesüchtig. -Wohl, weil er das nie kennengelernt hat. (Von Ihnen vielleicht abgesehen.)
Wenn ich irgendwo im Haus oder auf der Terrasse sitze ist er neben mir, schmiegt sich ganz eng an mich legt mir den Kopf auf die
Beine oder schiebt ihn auch dazwischen, um mir seine Liebe und sein Vertrauen zu beweisen. Ich habe schon fast ein schlechtes
Gewissen, das ich kurz überlegte, ob ich Ihnen Sam nicht zurückgeben sollte. Das war aber nur ein kurzer Gedanke. (Kleiner
Einschub: Jetzt liegt Sam 1 Meter vor Frau Schwarz, schaut zu wie sie den Boden wischt, wedelt bewundernd mit dem Schwanz und
lässt sie nicht aus den Augen. Das muss Liebe sein!!) Jedenfalls dachte ich daran, wie lange es mit seinem Vorgänger Herodes
gedauert hatte, bis er sich an mich gewöhnt hatte und allgemeinverträglich war, um wieviel sturer Sams Rasse ist (Owtscharka,
Bernhardiner u.a.), das die schwierigsten Fälle hinterher oft die besten sind und die Chancen für eine Vermittlung in gute Hände für
diese Rasse auch nicht so berauschend sind. - Und außerdem hänge ich ganz furchtbar an dem Rauhbautz!!! Ich könnte ihn nie mehr
abgeben!! Vielleicht hat der Gute dieses Erlebnis ja einfach gebraucht, um zu verstehen, das ich trotz meines ansonsten sehr friedvol-
len Gehabes durchaus im Stande bin, mich durchzusetzen und ein Rudel zu führen, so das er sich mir beruhigt anvertrauen kann.
Weiterhin ist mir aufgefallen, das Sam's Jugend wohl nicht gut war, denn manchmal höre ich ihn im Schlaf regelrecht weinen oder
auch jämmerlich fiepen, als ob er in seiner Jugend bedroht oder gar misshandelt worden sei, was seine eher grobes Verhalten als
Schutzmechanismus erklären würde, so nach dem Motto: 'Lieber erstmal zeigen, wo der Hammer hängt, bevor mir wieder einer was
tut'. Ich bin kein Konrad Lorenz, aber vielleicht kommen diese Ängste jetzt erst so richtig heraus, denn ich muss ihn oft wecken und
aus seinen Alpträumen reißen, damit sie nicht zu schlimm werden.
All das versuche ich so gut es geht es geht unter Ihrem Motto 'weniger ist mehr' mit viel Geduld und Liebe geradezubiegen und im
Moment scheint es wirklich der Fall zu sein, das er jetzt, nachdem er weis, das ich mich als Rudelboss durchsetzen kann und er nicht
übernehmen muss und stark zu sein hat, sondern unangefochtener und geliebter Rudelzweiter ist, meine Liebe wieder gerne annimmt,
seine Probleme herauslässt und sich dabei sehr sehr wohl zu fühlen scheint. Vielleicht sehe ich das aber auch zu menschlich-psycho-
therapeutisch. Was ich jedoch sehr hoffe ist, das ich ihm bei seiner Problem-/Angstbewältigung helfen und sie vergessen machen kann.
So, jetzt sind gut acht Wochen verstrichen, in denen ich abwarten wollte, ob der Gute wieder in alte Verhaltensmuster zurückfällt,
aber Sam ist so lieb, ja für seine Verhältnisse schon fast zärtlich geblieben. Immer noch drückt er sich eng an mich, wenn ich auf der
Terrasse sitze, immer häufiger schiebt er vertrauensvoll seinen Kopf zwischen meine Beine, und ich kann nur sagen 'toi, toi, toi das es
so bleibt'.
Was wärenoch zu sagen? Je nach Wetter ist Sam zwischen 3 und 7 Std. draußen und genießt es, das ich ihn trockenrubbele, wenn es ge-
regnet hat. Wenn es ihm draußen zu langweilig wird und er herein möchte, stellt sich das Cleverle einfach vor die Tür und gibt kurz Laut.
Mit Lara versteht er sich immer noch gut, solange sie nicht vergisst, das er der Chef ist, doch werden er und mein Perserkater in diesem
Leben wohl keine Freunde mehr. Ich muss sie immer getrennt halten. Das liegt aber an Wölkchen, der ihm einmal, als Sam ihn einmal
zwecks Anfreundung intensiv aber freundlich beschnupperte, kurz eins übergebraten hat. Seitdem geht nichts mehr.
Mit seiner neu/wieder entdeckten Liebe für mich ist Sam auch sehr viel beschützender geworden, was meine Person anbelangt. So wies
er zuletzt sanft, aber nachdrücklich meine Mutter, die mir sehr temperamentvoll etwas erklärte darauf hin, das sie gefälligst nicht so mit
ihrem Gehstock in meiner Gegenwart herumzufuchteln habe. Nein, nein, keine Sorge, er ist immer noch sehr lieb zu ihr, aber bestimmte
Dinge gehören sich seiner Meinung nach einfach nicht mir gegenüber. Da achtet er doch sehr auf die Etikette.
So, das war es für heute. Wenn Sie wollen, werde ich Sie über Sams Leben hier am Rhein weiter informieren, und die bereits mehrfach
ausgesprochene Einladung, ihn zu besuchen wann immer Sie mögen, bleibt bestehen. Wir würden uns freuen!
Mit den besten Grüßen aus St. Goar von Sam, Lara, Wölkchen, meiner Mutter und mir verbleibe ich
Ihr D. U.