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LUPOS LOGBUCH

Shoppingparadies mit Hindernissen

Ich weiß, ich soll im Urlaub nicht arbeiten, aber eines muss ich Euch unbedingt noch schreiben! Jetzt guckt mal, was meine sonnengetrübten Terrier-Augen hier in der Toskana entdeckt haben! Einkaufswagen für Hunde! Also natürlich nicht Wagen, um Hunde einzukaufen, sondern Wagen, mit denen Hunde im Supermarkt einkaufen können. "Wir müssen draußen bleiben" - sowas kennen die hundefreundlichen Italiener nicht. Hier gelten andere Gesetze, hier werden wir geehrt und sind willkommen, wie die Fremdsprachenexperten unter Euch auf dem Text hinter mir lesen können. Und Hund muss noch nichtmal auf vier Pfoten durch das Salami- und Schinkenparadies schreiten. Nein, für uns gibt es spezielle Einkaufswagen mit einem eingebauten Plastik-Hundekörbchen. Der Terrier von heute kann sich also in perfekter Höhe ganz bequem durch die Gänge schieben lassen und in Ruhe seine Shoppingliste abarbeiten. Ich würde es ja echt nicht glauben, wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Könnt Ihr Euch vorstellen, dass die Deutschen das auch erlauben und wir uns demnächst auf Augenhöhe bei REWE an der Käsetheke treffen? Ich nicht.

Ich bin also mit einem eleganten Hechtsprung in den Wagen jejumpt - und Zack Bumm ist das Körbchen unter meinen 20 kg Terriergewicht durchgekracht (war wohl doch eine Pansenpizza zu viel in den letzten Tagen...). Hat glücklicherweise keiner meiner Artgenossen gesehen, sonst wären meine Chancen bei den Signoritas wohl gegen Null gesunken. Die Leute vom Supermercato haetten aber auch mal draufschreiben können, dass das Ding nur für Dackel und Chihuahuas geeignet ist. Schwer enttäuscht musste ich Frauchen dann doch meine Einkaufsliste in die Hand drücken und draußen auf meine Leckereien warten.

Habe jetzt eine Email an den italienischen Ministerpräsidenten Herrn Paolo Gentiloni, den Papst und Eros Ramazotti verfasst und um die dringende Einführung von XXL- Körbchen gebeten. Wäre doch gelacht, wenn sie mir diesen Wunsch nicht erfüllen. Die wollen ja schließlich, dass ich wiederkomme.

Bis bald,
Euer Mister Italiano Lupo

Viel Kummer ohne Registrierungsnummer

Leute, wir müssen reden. So geht das nicht weiter. Hier werden sooooo viele Fundtiere abgegeben, die nicht mehr nach Hause finden, weil sie nicht registriert sind. Ich gebe mir wirklich alle Mühe denen zu helfen, aber das ist selbst für einen äußerst intelligenten Terrier wie mich sehr schwer. Erst letztens bin ich wieder fast verzweifelt. Da kommt abends so ein kleiner Dackel mit dem Tiertransporter. Habe ihn sofort mit dem Chiplesegerät vom Kopf bis zur wackelnden Schwanzspitze abgescannt, aber da war nichts zu finden. Ok, kein Problem für Onkel Lupo. Versuchen wir es mal mit Kommunikation:

"Wo wohnst Du denn, kleiner Mann?"
"In dem blauen Haus, ganz oben."
"Was für ein blaues Haus, wo steht das denn?"
"Da wo die gut riechende Laterne direkt vor der Tür steht und wo im Nebenhaus immer die blöde Katze aus dem Fenster guckt, wenn ich vorbeigehe."
Ich schaue auf den Feuerwehrzettel: Kalk. In Kalk gibt es mehr als 23.000 Einwohner und bestimmt dementsprechend viele blaue Häuser mit Laternen davor. Auch meine Google Street View Suche bringt mich nicht weiter.

"Wie heißt denn dein Frauchen?"
"Schatzi heißt sie. Und der Mann, der mir die Dosen aufmacht heißt Herbert".
Ok - ich kombiniere: Herbert und Schatzi wohnen in einem blauen Haus in Kalk mit einer Laterne vor der Türe und einer blöden Katze nebenan. Trotz intensiver Lektüre dreier Sherlock Holmes Bücher komme ich an dieser Stelle einfach nicht weiter. Also schaue ich unser Vermisstenbuch durch. Aber auch da ist kein entlaufener Kalker Dackel zu finden.

Also vertröste ich meinen neuen krummbeinigen Hundekumpel, der übrigens Mecki heißt, auf morgen. Als ich seine Zwingertür von außen schließe, sehe ich, dass ihm dicke Krokodilstränen die behaarten Wangen runterlaufen. Also hole ich schnell eine Pansenstange (aus meinem hochheiligen Privateigentum) und setze mich nochmal zu ihm. Er vermisst sein Frauchen und hat Angst vor dem Gebelle im Hundehaus. Ich gebe mein Hundeehrenwort ihm zu helfen und ihn gleich morgen früh wieder zu besuchen. Als ich mich ein letztes Mal umdrehe, sehe ich, dass er an der Pansenstange knabbert. Mission erfüllt - zumindest für den Moment.

Am nächsten Morgen im Tierheim höre ich sofort den Anrufbeantworter ab - aber leider keine Nachricht von Schatzi oder Herbert. Ich rufe überall an: die Feuerwehr, die Polizei und alle meine vierbeinigen Kumpels aus Kalk. Keiner kennt Mecki. Der hat sich inzwischen ein bisschen akklimatisiert, weiß aber immer noch nicht, welcher Name auf seinem Straßenschild steht oder wie Schatzi mit kompletten Namen heißt.

Ich kann mich natürlich nicht den ganzen Tag um den kleinen Fratz kümmern, schließlich ist die halbe Katzenquarantäne voll mit Miezen, die ein ähnliches Problem haben und lediglich wissen, dass sie neben dem Park, gegenüber von dem Platz wo die vielen Kreuze stehen oder in dem Haus neben der Ampel, die nach Pipi riecht, wohnen.
Eine Katze mit Chip und Registrierung ist echt ein Sechser im Lotto - traurig aber wahr.

Der kleine Mecki ging mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Ich kann einfach keine Dackel weinen sehen. Nachdem ich ihn nachmittags mit ein paar zweideutigen Hundewitzen und einer Pfote voll Frolic aufgeheitert hatte, fuhr ich abends hängenden Kopfes mit Frauchen nach Hause. Das kann doch nicht sein, dass ihn keiner vermisst, dachte ich noch, als ich vom Rücksitz des Autos gedankenverloren aus dem Fenster schaute, während wir an einer Ampel standen. Da plötzlich traute ich meinen rehbraunen Augen nicht: an der Ampel hing ein Suchplakat mit den Konterfei meines neuen Kumpels! Wir hielten sofort an und rissen das Blatt ab. Noch im Auto riefen wir bei der angegeben Nummer an (also Frauchen machte das - mich kann man am Telefon nicht ganz so gut verstehen). Ich hörte, wie eine aufgeregte Dame kaum noch ein Wort rausbrachte, kaum dass sie hörte, dass ihr keiner Junge bei uns im Tierheim ist.

Keine halbe Stunde später waren die beiden wieder vereint und Mecki bekam kaum Luft unter all den Umarmungen und Küssen. Beim Verlassen des Heims drehte er sich noch nicht einmal mehr nach mir um - ob ich ihm die Pansenstange in Rechnung stellen soll?

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Ihr Euer geliebtes Haustier im Fall eines Entlaufens ganz schnell wieder in die Arme schließen wollt, lasst es chippen - und noch viel wichtiger: registrieren.

Euer Lupo - der Tröster der traurigen Herzen mit dem Lesegerät.

Weihnachtswunsch eines Bürohundes

Leute, wir müssen reden. So geht das nicht weiter. Hier werden sooooo viele Fundtiere abgegeben, die nicht mehr nach Hause finden, weil sie nicht registriert sind. Ich gebe mir wirklich alle Mühe denen zu helfen, aber das ist selbst für einen äußerst intelligenten Terrier wie mich sehr schwer. Erst letztens bin ich wieder fast verzweifelt. Da kommt abends so ein kleiner Dackel mit dem Tiertransporter. Habe ihn sofort mit dem Chiplesegerät vom Kopf bis zur wackelnden Schwanzspitze abgescannt, aber da war nichts zu finden. Ok, kein Problem für Onkel Lupo. Versuchen wir es mal mit Kommunikation:

"Wo wohnst Du denn, kleiner Mann?"
"In dem blauen Haus, ganz oben."
"Was für ein blaues Haus, wo steht das denn?"
"Da wo die gut riechende Laterne direkt vor der Tür steht und wo im Nebenhaus immer die blöde Katze aus dem Fenster guckt, wenn ich vorbeigehe."
Ich schaue auf den Feuerwehrzettel: Kalk. In Kalk gibt es mehr als 23.000 Einwohner und bestimmt dementsprechend viele blaue Häuser mit Laternen davor. Auch meine Google Street View Suche bringt mich nicht weiter.

"Wie heißt denn dein Frauchen?"
"Schatzi heißt sie. Und der Mann, der mir die Dosen aufmacht heißt Herbert".
Ok - ich kombiniere: Herbert und Schatzi wohnen in einem blauen Haus in Kalk mit einer Laterne vor der Türe und einer blöden Katze nebenan. Trotz intensiver Lektüre dreier Sherlock Holmes Bücher komme ich an dieser Stelle einfach nicht weiter. Also schaue ich unser Vermisstenbuch durch. Aber auch da ist kein entlaufener Kalker Dackel zu finden.

Also vertröste ich meinen neuen krummbeinigen Hundekumpel, der übrigens Mecki heißt, auf morgen. Als ich seine Zwingertür von außen schließe, sehe ich, dass ihm dicke Krokodilstränen die behaarten Wangen runterlaufen. Also hole ich schnell eine Pansenstange (aus meinem hochheiligen Privateigentum) und setze mich nochmal zu ihm. Er vermisst sein Frauchen und hat Angst vor dem Gebelle im Hundehaus. Ich gebe mein Hundeehrenwort ihm zu helfen und ihn gleich morgen früh wieder zu besuchen. Als ich mich ein letztes Mal umdrehe, sehe ich, dass er an der Pansenstange knabbert. Mission erfüllt - zumindest für den Moment.

Am nächsten Morgen im Tierheim höre ich sofort den Anrufbeantworter ab - aber leider keine Nachricht von Schatzi oder Herbert. Ich rufe überall an: die Feuerwehr, die Polizei und alle meine vierbeinigen Kumpels aus Kalk. Keiner kennt Mecki. Der hat sich inzwischen ein bisschen akklimatisiert, weiß aber immer noch nicht, welcher Name auf seinem Straßenschild steht oder wie Schatzi mit kompletten Namen heißt.

Ich kann mich natürlich nicht den ganzen Tag um den kleinen Fratz kümmern, schließlich ist die halbe Katzenquarantäne voll mit Miezen, die ein ähnliches Problem haben und lediglich wissen, dass sie neben dem Park, gegenüber von dem Platz wo die vielen Kreuze stehen oder in dem Haus neben der Ampel, die nach Pipi riecht, wohnen.
Eine Katze mit Chip und Registrierung ist echt ein Sechser im Lotto - traurig aber wahr.

Der kleine Mecki ging mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Ich kann einfach keine Dackel weinen sehen. Nachdem ich ihn nachmittags mit ein paar zweideutigen Hundewitzen und einer Pfote voll Frolic aufgeheitert hatte, fuhr ich abends hängenden Kopfes mit Frauchen nach Hause. Das kann doch nicht sein, dass ihn keiner vermisst, dachte ich noch, als ich vom Rücksitz des Autos gedankenverloren aus dem Fenster schaute, während wir an einer Ampel standen. Da plötzlich traute ich meinen rehbraunen Augen nicht: an der Ampel hing ein Suchplakat mit den Konterfei meines neuen Kumpels! Wir hielten sofort an und rissen das Blatt ab. Noch im Auto riefen wir bei der angegeben Nummer an (also Frauchen machte das - mich kann man am Telefon nicht ganz so gut verstehen). Ich hörte, wie eine aufgeregte Dame kaum noch ein Wort rausbrachte, kaum dass sie hörte, dass ihr keiner Junge bei uns im Tierheim ist.

Keine halbe Stunde später waren die beiden wieder vereint und Mecki bekam kaum Luft unter all den Umarmungen und Küssen. Beim Verlassen des Heims drehte er sich noch nicht einmal mehr nach mir um - ob ich ihm die Pansenstange in Rechnung stellen soll?

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Ihr Euer geliebtes Haustier im Fall eines Entlaufens ganz schnell wieder in die Arme schließen wollt, lasst es chippen - und noch viel wichtiger: registrieren.

Euer Lupo - der Tröster der traurigen Herzen mit dem Lesegerät.

Von Bulgaren, dem Nikolaus und einem halb verhungerten Bürohund

Hallo Leute, das wird heute meine allerletzte Kolumne, denn ich werde gehen. Zurück auf die staubigen Straßen Ungarns, wo ich herkomme. Der Ausreiseantrag ist bereits gestellt, das Ticket für den Fernreisebus gekauft und den Impfpass habe ich auch schon im Rucksack. "Warum", werdet Ihr fragen? Ganz einfach. Weil man mich hier, im reichen Deutschland, verhungern lässt. Es ist Weihnachtszeit, die Zeit der Liebe und ich bekomme seit Tagen nur noch morgens braune Pampe und abends braune Pampe. "Wegen deinem Magengrummeln und der Pupserei, wir müssen testen, ob Du allergisch bist" lauten die armseligen Erklärungsversuche von Frauchen.

Pupsen, das macht doch jeder - kein Grund, jemanden zu foltern. Ich kriege auch keine Leckerchen mehr. Von niemandem. Auch nicht, wenn ich mich hinsetze, hinlege, Pfote gebe oder die ungarische Nationalhymne singe. Man will mich systematisch fertigmachen. Aber nicht mit mir. Ich werde Köln Adieu sagen und dann werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt. Keiner mehr, der im Tierheim das Telefon bedient, keiner mehr, der Euch bei facebook auf dem Laufenden hält und vor allem keiner mehr, der sich hier um die armen Bulgaren kümmert.

Habt ihr ja bestimmt gelesen: wir haben 20 Hunde aus dem wilden Osten bekommen, alle verlottert ohne Ende und der einzige, der ihre Sprache halbwegs verstehen kann, bin natürlich ich. Was zur Folge hat, dass ich den ganze Tag zwischen den Zwingern hin- und herlaufen muss, um deren zahlreiche Wünsche zu erfüllen. Der eine möchte nur in einem roten Körbchen schlafen, den nächsten soll ich entflohen und der dritte würde gerne mal zum Kölner Weihnachtsmarkt fahren. Und das alles in meiner labilen Verfassung, abgemagert bis auf die Knochen und mit knurrenden Magen. Bestimmt habt Ihr auch den ganz kleinen Zwerg gesehen, der erst sterben wollte und den dann die Tierarzthelferin mit nach Hause genommen hat, damit der das bloß nicht tut. Der braucht jetzt meine besondere Aufmerksamkeit, väterliche Wärme und ab und zu einen Löffel Pansenbrei.

Aber wisst ihr, ich mach das gerne für die Kumpels. Die kommen echt aus der Hölle und wenn die jetzt aufgrund der vielen Geschenke, die für sie abgegeben wurden, ein bisschen durchdrehen, dann sei ihnen das gegönnt. Wobei ich mir, wenn ich die Schüsseln mit dem guten Rinti verteile, immer vor Entzugserscheinungen fast in die Pfote beißen muss.

Das mit dem Weihnachtsmarktbesuch muss ich mir allerdings noch gut überlegen: Ich hab ja letztens dort Dienst am Tierheimstand abgeleistet (und mir den haarigen Hintern abgefroren) und dieser ganze Trubel war echt nix für den guten Onkel Lupo. Die Leute sind doch bekloppt! Kaufen, kaufen, kaufen - aber Zeit, mit mir mal über meine armen Kollegen im Heim zu plauschen, hatte kaum einer. Aber wenigstens konnte ich Spenden sammeln, wovon wir palettenweise Futter für alle (außer für mich) kaufen konnten.

Ihr seht, Hund hat es nicht einfach. Höchste Zeit, sich mal mit jemandem darüber zu unterhalten, der von allem Ahnung hat. Und da er gerade eh im Lande war, habe ich mir den Nikolaus höchstpersönlich ins Tierheim bestellt. Also den ECHTEN - nicht irgend so einen verkleideten alten Mann mit Bart. Wir haben uns dann auf ein Glas Hundepunsch zusammengesetzt und ich habe ihm mein Leid geklagt. Dass ich so viel Arbeit habe. Dass ich so viel Hunger habe. Dass mein Essen nicht schmeckt. Dass die anderen auch so viel Hunger haben. Dass manche hier kein Zuhause mit Sofa finden. Dass ich nicht genug Platz in Frauchens Bett habe. Dass wir nicht genug Gassigänger für unsere Muskelprotz-Hunde haben. Dass die Bulgaren nicht aufhören, sich zu kratzen. Dass ich gerne ein Hähnchen essen würde und nicht darf.

Der Nikolaus guckte mich mit großen Augen an: "Lupo, mein haariger Sohn, das sind eine ganze Menge Probleme. Die kann ich von da oben, wo ich wohne, nicht alleine regeln. Dazu braucht es einen Assistenten auf der Erde. So einen wie Dich. Aber Du gehst ja nach Ungarn, habe ich gehört. Da werde ich wohl mal mit Deinem Frauchen über einen würdigen Nachfolger sprechen müssen. Hier im Tierheim sind ja so viele Hunde, da ist bestimmt noch ein toller Typ dabei, der Deine Aufgaben übernehmen kann und den jeder gern hat."

Plötzlich hatte ich gar keinen Hunger mehr. Noch nicht mal mehr auf Hähnchen. Ein anderer Hund. Der dann morgens den Bulgaren die Deckchen aufschüttelt und abends mit Frauchen nach Hause geht. Aus meinem Napf frisst und sich anschließend auf meinen Platz im Bett legt.
Ehrlich gesagt - wenn ich so recht überlege, schmeckt die braune Pampe mir doch ganz gut. Und Frauchen hat Recht, gegen mein Pupsen muss man was machen - vielleicht bin ich ja wirklich allergisch. Ich wollte eh abnehmen um die Taille, damit meine Nikolausrobe nächstes Jahr nicht mehr so spack sitzt...

Möchte jemand zufällig eine Busfahrkarte nach Ungarn kaufen? Ich bleib ne "kölsche Jung"!

Ich wünsche Euch allen tierische Weihnachten!
Euer Lupo

Lupo und Herr Erdogan - der Beginn einer langen Freundschaft?

Sehr geehrter Herr Erdogan,
i
ch habe gerade in der "Dogs International" gelesen, dass Sie jetzt Präsident der Türkei sind. Und meine Oma Koko sagte immer, Präsidenten sind sehr mächtige Menschen, die dürfen alles bestimmen und jeder muss auf sie hören. Wissen Sie was? Sie sind mein Mann!
Ich darf mich kurz vorstellen: mein Name ist Lupo, gebürtiger Ungar (nicht im Kriegszustand mit Ihrem Land), 2011 nach Deutschland immigriert und seitdem mehr als vollbeschäftig im Tierheim Köln-Dellbrück als Hündchen für alles. Ich bin übrigens männlich (zwar kastriert, aber MÄNNLICH). Ich glaube, das ist wichtig für Sie in Bezug auf unsere weitere Korrespondenz.

Herr Erdogan, wenn ich hier täglich durch die Zwingerreihen gehe, um zu kontrollieren, ob bei meinen Artgenossen alles ok ist, treffe ich immer öfter auf diese beigefarbenen Riesenhunde, die mir in einer fremden Sprache so komische Dinge zurufen wie "Almanya benim icin cok soguk" (Übersetzung: in Deutschland ist es mir zu kalt) oder "benim koyunlar nerede" (wo sind meine Schafe). Das hat mich neugierig gemacht und ich hab das jetzt mal in einem schlauen Buch nachgeguckt. Die haushohen Vierbeiner nennen sich türkische Kangals, aber das dürfte Ihnen als Landesoberhaupt ja wohl ein Begriff sein. Aus Anatolien kommen sie wohl und sind eigentlich Herdenschutzhunde, passen wohl den lieben langen Tag in der Natur auf Schafe auf - was für ein cooler Job. Jetzt fragen Sie sich sicher, was die Burschen in einem deutschen Tierheim zu suchen haben? Ja, verehrter Herr Edogan, das kann ich Ihnen sagen. Ich habe mich nämlich mit denen, zumindest denen, die der deutschen Sprache mächtig sind, mal so von Immi zu Immi unterhalten.

Bosco zum Beispiel, der hatte ein armseliges Leben. Von seinen Landsleuten wurde er in einem Verschlag gehalten, sollte einen Autohandel bewachen. Die Leute vom Amt kritisierten die Haltung mehrfach, der Besitzer gelobte Besserung, aber nix passierte, außer, dass sie den Autohandel aufgaben und Bosco an anderer Stelle in einem anderen Verschlag buchstäblich herumgammelte. Irgendwann hatte er dann die Faxen dicke und ist abgehauen, die Leine hat er einfach durchgebissen. Die Feuerwehr fand ihn, brachte ihn zu uns und der Besitzer war laut eigener Aussage froh, ihn los zu sein. Jetzt hockt er hier und wenn ich ihn frage, wovon er träumt, kommt immer wieder "Von Schafen, von Feldern, von Freiheit".

Auch Zuckerpuppe Ayla wurde von türkischen Mitbürgern abgegeben. Sie sind einfach nicht mit ihrem wilden Wesen klargekommen. Versuchten sie mit Stachelhalsband zu erziehen, sie zu einem gefügigen Gefährten zu machen, aber, verdammt nochmal, ein Kangal ist kein Pudel, ein Kangal mag sich nicht unterwerfen, ein Kangal macht seine eigenen Regeln. Tja, und so sitzt Ayla nun auch bei uns und träumt von anatolischen Sonnnenuntergängen.

Von Efe, Cesur, Marley, Baghira, Elsa, Yaman und all den anderen brauche ich gar nicht erst anzufangen, es ist fast immer die gleiche Geschichte, Herr Erdogan. Verstehen Sie mich nicht falsch, werter Herr Präsident. Es ist keinesfalls so, dass ich ein Problem mit der Nationalität habe, ich bin der weltoffenste Multikultihund, den sie sich vorstellen können. Aber ich möchte eine Lanze brechen für die Bedürfnisse dieser Hunde. Sie gehören einfach nicht in eine Großstadt, an eine Leine, in eine kleine Wohnung. Alles, was sie wollen, ist Freiheit.

Da Sie ja jetzt für das Glück und Wohlergehen Ihres Landes verantwortlich sind, kann ich ja davon ausgehen, dass Sie auch das Wohl Ihrer Vierbeiner nicht vergessen? In meinem Computer fand ich den denkwürdigen Satz, dass der Kangal nationales biologisches Kulturgut sei und in der Türkei unter besonderem staatlichen Schutz stehe. Davon merken wir hier nichts, aber so gar nichts. Hier ist der Wachhund, Arbeitsgerät, Statussymbol für Jugendliche und am Ende meist ein Klotz am Bein. Können Sie nicht bei einem Ihrer nächsten Auftritte in unserer schönen Lanxess Arena mal appellieren, dass die Leute darüber nachdenken, bevor sie sich so einen Hund in Deutschland halten? Ich kann gerne anbieten, zu einem der Termine mit Bosco und Ayla vorbeizukommen, ich verklickere das Ihren Anhängern schon.

Ach ja, und die Hundekämpfe mit den Kangels, könnten Sie da gegebenenfalls auch mal ein Auge drauf haben? Bei Bedarf schicke ich Ihnen gerne anschauliches Videomaterial.

Herr Erdogan, ich hoffe Sie habe keine Hundeallergie, sodass Sie jetzt mein Brief zum Niesen bringt. Ich hoffe weiterhin, Hunde haben bei Ihnen mehr Rechte als Frauen, denn sonst müssen die Kangals auch demnächst zum Lachen in den Keller gehen.

In diesem Sinne,
"Allahaismarladik" oder wie man bei uns in Ungarn sagt: "Viszontlatasra!"
Ihr werter, in allen Sprachen der Welt sich zuhause fühlender Lupo.

(c) Sylvia Hemmerling 2014